Ein Jahr nach der Auflösung der Nationalversammlung „steckt nicht nur der Präsident in einer Krise: Es ist die gesamte Fünfte Republik“

Am Abend des 9. Juni 2024 verkündete Emmanuel Macron gemäß Artikel 12 der Verfassung die Auflösung der Nationalversammlung. Ein Jahr später erscheinen Staatsoberhaupt, Regierung und Parlament schwächer denn je, analysiert Bastien François, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Paris-1 Panthéon-Sorbonne. Der Politikwissenschaftler, der am Donnerstag und Freitag auf einer internationalen Konferenz an der Université Côte d'Azur in Nizza über die „Praxis der präsidialen Macht in der Fünften Republik“ spricht, schlägt die Einführung des Verhältniswahlrechts vor, um die Sackgasse des „Mehrheitsfaktors“ zu überwinden und die Fragmentierung der politischen Landschaft zu überwinden.

Wie beurteilen Sie die politische Lage ein Jahr nach der Auflösung?

Es legt zwei strukturelle Dimensionen der Fünften Republik offen. Erstens etwas, das wir gerne vergessen: Die Macht des Präsidenten ist weitgehend an die Mehrheit gebunden. Ohne eine Mehrheit, die ihn unterstützt, ist der Präsident machtlos. Hier ist es etwas anders: Es gibt überhaupt keine Mehrheit. Und das bereitet uns plötzlich große Sorgen.

Dann, und das ist genauso p